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  • 19. April 2020

Helikoptergeld

„Helikoptergeld“ – es geht los und in Japan und den USA wird der nächste Meilenstein auf dem Weg Richtung Abgrund für das Finanzsystem schon sehr bald erreicht. Aber Moment mal: Mehr Geld für alle? Wer könnte etwas dagegen haben und gerade für die sozial Schwachen ist das doch eine tolle Idee, oder?

Nein, ist es nicht!

Helikoptergeld bedeutet, dass der Staat bzw. die Zentralbank an jeden Bürger oder Haushalt Geld verteilt. Als die Idee erstmalig aufkam, sprach man davon, mit Hubschraubern Geldscheine über den Städten abzuwerfen, und daher stammt der Begriff Helikoptergeld. Es ist übrigens völlig egal, ob der Staat oder die Zentralbank dieses Geld verteilt, solange die Zentralbank die Staatsschulden finanziert, so wie es in fast allen Währungsräumen derzeit passiert – Stichwort EU-vertragswidrige Staatsanleihenkäufe der EZB. Am Ende steht Geldschöpfung durch die Zentralbank, also eine Verstaatlichung der Geldschöpfung, die in unserer Geldordnung nicht vorgesehen ist. Die Erhöhung der Geldmenge ohne korrespondierende Ausweitung der Güterproduktion ist immer und überall inflationär, nur nicht eben sofort und offensichtlich. Den Deutschen sagt man eine besondere Aversion gegen Inflation nach, weil durch die Hyper-Inflation nach dem Ersten Weltkrieg Geldvermögen ausradiert wurden. Das verkennt aber, dass diejenigen, die am allermeisten unter Inflation leiden, gar kein Vermögen haben! Selbst wenn jeder Haushalt Geld bekäme, würde sich dennoch der sogenannte Cantillon-Effekt einstellen. Das heißt, das „neue Geld“ verteilt sich nicht gleichmäßig, sondern konzentriert sich zunächst bevor es sukzessive durch die Volkswirtschaft sickert. So verändert es Preise und Einkommen auch nicht gleichmäßig. Wenn Helikoptergeld flächendeckend bei allen Haushalten ankommt, dann steigt vor allem bei den Geringverdienern sofort die Nachfrage, da sie viele ungestillte Konsumbedürfnisse haben, während die Wohlhabenderen das zusätzliche Einkommen eher in die Ersparnisbildung stecken. Für die entsprechenden Güter steigen dann die Preise, sodass „das Geschenk“ schon kleiner wird. Aber das Helikoptergeld ist einmalig – die Preiserhöhung vermutlich nicht! Das heißt, insbesondere Transferempfänger, wie Rentner und Hartz IV-Empfänger, müssen mit ihrem „alten Einkommen“ die „neuen Preise“ bezahlen und ihre Einkommen werden erst mit deutlicher Verzögerung an Preisveränderungen und Inflation angepasst. Der Staat, Banken und andere Wirtschaftsbereiche mit ihren Mitarbeitern und Unternehmern profitieren von den steigenden Preisen aber durch unmittelbar steigende Einkommen. Vergessen Sie das nicht, wenn Ihnen jemand das nächste Mal erzählt, Helikoptergeld sei eine tolle Sache für die sozial Schwachen und ein Beitrag zur sozialen Gerechtigkeit. Nein, es ist ein „süßes Gift“, das mehr schadet als nutzt und Politiker wohltätig erscheinen lässt. Aber wenn der Staat schon ganz dringend Geld unters Volk bringen will, habe ich eine viel bessere Idee: Die indirekten Steuern senken und beispielsweise (temporär) den ermäßigten Mehrwertsteuersatz von 7% auf Null absenken! Das setzt sofort Kaufkraft frei und hilft vor allem den Geringverdienern!